Konservative Therapie

Unter konservativer Therapie versteht man in der Orthopädie die nicht-operative Behandlung von Gelenkbeschwerden und Erkrankungen des Bewegungsapparates. Dabei setzen wir auf verschiedene Behandlungskonzepte, die im Folgenden vorgestellt werden.

Gerne beraten wir Sie, welche der konservativen Therapien für Sie in Frage kommt und erarbeiten gemeinsam mit Ihnen das passende Therapiekonzept. Sprechen Sie uns einfach an.

Bei der Kryotherapie handelt es sich um eine Kälteanwendung. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Vereisungsbehandlungen. Die Kälte wird gezielt zur therapeutischen Behandlung eingesetzt. Die dadurch hervorgerufene Vasokonstriktion (Gefäßverengung) und Muskeltonisierung (Herabsetzung der inneren Muskelspannung) trägt zur Verminderung von Verspannungen, Verkrampfungen und Schmerzen bei und verlangsamt die Nervenleitgeschwindigkeit. Die Therapie dauert maximal drei Minuten und kann wiederholt werden.

Blockierungen und Funktionsstörungen an Gelenken und Extremitäten können durch Chirotherapie gezielt behandelt und gelöst werden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von manueller Therapie (altgriechisch xείρ, was Hand” bedeutet). Im Vordergrund steht die Mobilisation der Gelenke. Mit dieser Technik werden schmerzhafte Funktionsstörungen des Bewegungsapparates gezielt beseitigt.

Die so genannte extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) gehört ebenfalls zu den konservativen, nicht-operativen Behandlungsmethoden, bei denen elektrische Stoßwellen auf den Körper einwirken und dadurch eine Stoffwechselreaktion des verletzten Gewebes anregen. Sie wird zum Beispiel bei Fersenschmerzen, Achillessehnenentzündung, aber auch bei Pseudarthrose oder Kalkschulter eingesetzt. Nach Versteifungs- oder Korrekturoperationen kann die Stosswellentherapie die Knochenheilung unterstützen, indem die erzeugten Druckwellen die Bildung neuer Knochenzellen anregen.

Die medikamentöse Therapie dient der Schmerzhemmung. Sie soll das so genannte Schmerzgedächtnis durchbrechen oder verhindern. Akute Schmerzen können sich dauerhaft in unserem Kopf manifestieren und sich zu chronischen Schmerzen entwickeln. Starke, anhaltende und häufige Reize machen die Nervenbahnen überempfindlich. Deshalb spielen Medikamente in der Schmerztherapie eine wichtige Rolle. Sie lindern in erster Linie den Schmerz und helfen, das Schmerzgedächtnis zu löschen.

Ob Schiene, Bandage oder Stützapparat – eine Orthese ist ein von außen angelegtes orthopädisches Hilfsmittel, das Gelenke und Muskeln stabilisieren, richten und entlasten soll. Der Begriff Orthese (ὀρϑός) stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „aufrichten“ oder „ausrichten“. Sie wird vor allem bei akuten Schmerzen und nach Verletzungen eingesetzt. In der Regel tragen Patienten eine Orthese nach einem orthopädischen Eingriff. In manchen Fällen kann ihr Einsatz aber auch schon vor der Operation sinnvoll sein. Im Gegensatz zu einem Gips können Orthesen abgenommen werden (z. B. zur Krankengymnastik, zum Duschen oder zum Schlafen).

Unter Injektionstherapie versteht man das Einbringen von Medikamenten oder Substanzen (z.B. Eigenblut) in bestimmte Körperregionen, insbesondere in Gelenke, Sehnen, Muskeln oder in das umgebende Gewebe (Injektion = Einspritzen).

Ziel der Therapie ist es, Schmerzen zu lindern, Entzündungen zu hemmen sowie Funktion und Beweglichkeit zu verbessern.  Der Vorteil ist, dass die Substanz genau dort ankommt, wo der Schmerz lokalisiert ist.

In der konservativen Therapie stehen heute eine Vielzahl von Injektionsverfahren zur Verfügung, darunter der Hyaluronsäure oder die autologe Zelltherapie, die auf der Herstellung von Zellen aus kleinen Mengen Eigenblut beruht.

Wir möchten Ihnen einen kleinen Überblick geben:

Hyaluronsäure – was genau ist das und wie wird sie eingesetzt?

Hyaluronsäure (engl. hyaluronic acid, kurz: HA) ist ein wichtiger Bestandteil des Gelenkknorpels und der Gelenkflüssigkeit. Sie sorgt dafür, dass unsere Gelenke geschmeidig funktionieren. Bei der Gelenkerkrankung Arthrose kann die natürliche Hyaluronsäure im Gelenk abnehmen. Um dies auszugleichen, wird eine Therapie mit künstlicher Hyaluronsäure eingesetzt. Diese Behandlung wird Viskosupplementation genannt.

Was genau ist Viskosupplementation?

Die Idee hinter der Viskosupplementation ist, dass die künstliche Hyaluronsäure die natürliche Hyaluronsäure im Gelenk ersetzt, die durch die Arthrose vermindert ist. Dadurch verbessert sich die Gelenkfunktion. Vor allem für Patienten, bei denen andere Schmerzmittel nicht wirken oder nicht vertragen werden, ist dies eine wichtige Therapieoption.

Welche Arten von Hyaluronsäure gibt es?

Auf dem Markt sind viele verschiedene Produkte mit künstlicher Hyaluronsäure erhältlich. Sie unterscheiden sich in ihrer Herstellung, ihren Eigenschaften und ihrer Wirkung im Gelenk. Einige sind besser, weil sie quervernetzte Hyaluronsäure enthalten, die länger im Gelenk bleibt und besser wirkt. Je nach Produkt muss die Therapie unterschiedlich oft durchgeführt werden.

Insgesamt ist die Viskosupplementation eine bewährte Methode zur Behandlung der Gonarthrose, einer Form der Gelenkarthrose. Sie kann die Lebensqualität von Patienten mit Gelenkproblemen verbessern.

Was versteht man unter Zelltherapie?

Für verschiedene Erkrankungen werden unterschiedliche Zelltherapien eingesetzt. Je nach Diagnose muss entschieden werden, ob zum Beispiel thrombozytenreiches Plasma (PRP) mit oder ohne Leukozyten eingesetzt, ob es flüssig oder geliert appliziert wird oder ob ein zellfreies konditioniertes Serum (ACS) den besten Heilungsimpuls verspricht. Auch Präparate auf der Basis von Stammzellen fallen unter diese Kategorie.

Autologe Zelltherapien werden immer aus einer kleinen Menge des eigenen Blutes hergestellt.

Blutentnahme (©PlasmaConcept – mit freundlicher Genehmigung).


Das gesammelte Blut wird in eine Zentrifuge gegeben (©PlasmaConcept – mit freundlicher Genehmigung).


Autologes konditioniertes Serum nach Zentrifugation ©PlasmaConcept – mit freundlicher Genehmigung).

Welche Arten der Eigenbluttherapie gibt es?

Eine Eigenbluttherapie, das sogenannte Platelet-Rich Plasma (PRP), hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit für die Behandlung der Gonarthrose, einer Form der Gelenkarthrose, erhalten. PRP ist eine konzentrierte Blutplättchensuspension, die aus dem Eigenblut des Patienten gewonnen wird.

Es gibt eine leukozytenarme und eine leukozytenreiche Variante sowie unterschiedlich konzentrierte Präparate. Die Anzahl der Thrombozyten pro ml PRP ist unterschiedlich.

Die leukozytenarme, nicht konzentrierte Variante wird manchmal auch als ACP (autologes konditioniertes Plasma) bezeichnet.

Warum man bei der Behandlung von Gonarthrose möglichst Leukozyten-armes PRP verwenden sollte, erfahren Sie hier.

Schematische Darstellung der Herstellung von PRP (©PlasmaConcept – mit freundlicher Genehmigung).

Das Blut besteht zu etwa 55% aus flüssigen Bestandteilen (Plasma) und zu 45% aus festen Bestandteilen, den Blutzellen:

  • zu 41% aus Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
  • zu 47% aus Serum mit Thrombozyten (Blutplättchen)
  • und der Rest (ca. 12%) sind Leukozyten (weiße Blutkörperchen)

Durch Zentrifugation werden die festen von den flüssigen Bestandteilen getrennt. Vor allem die Thrombozyten spielen für die weitere Verarbeitung und Therapie eine wichtige Rolle.

Welche Aufgaben haben Blutplättchen (Thrombozyten)?

Blutplättchen (auch als Thrombozyten bezeichnet) sind normalerweise für die Blutgerinnung und den Beginn der Wundheilung verantwortlich. Bei der PRP-Therapie werden die Blutplättchen konzentriert und in das betroffene Gelenk injiziert. Dabei werden auch Wachstumsfaktoren freigesetzt, die die Heilung fördern, indem sie spezielle Zellen anlocken und deren Aktivität steigern.

Was sind die Vorteile dieses Verfahrens?

Die Vorteile der Eigenbluttherapie liegen im natürlichen Heilungsprozess (Heilung ohne Medikamente und ohne Operation): Aus dem Blut des Patienten werden Zellen, Zytokine und Wachstumsfaktoren separiert und konzentriert. Diese werden dann an den Ort der Verletzung gebracht und können dort auf natürliche Weise den körpereigenen Heilungsprozess unterstützen.

Was ist ACS – „Autologous Conditioned Serum“?

Je nachdem, wie das Blut der Patienten zentrifugiert wird, können unterschiedliche Präparate hergestellt werden, die je nach Krankheit behandelt werden müssen. Ein Beispiel ist ACS, eine Form von PRP, bei der im ersten Schritt die im Blut vorhandenen weißen Blutkörperchen stimuliert werden, um entzündungshemmende und regenerative Substanzen zu produzieren. Durch die anschließende Zentrifugation wird ein serumartiges Produkt ohne zelluläre Bestandteile isoliert und getrennt.

ACS steht für „Autologous Conditioned Serum“ und wird hergestellt, indem die weißen Blutkörperchen im Vollblut des Patienten zur Produktion von entzündungshemmenden und regenerierenden Faktoren angeregt werden. ACS eignet sich besonders gut zur Behandlung von entzündlich aktiver Arthrose.

Wie genau wird PRP hergestellt?

Zur Herstellung von PRP wird das entnommene und mit einem Gerinnungshemmer behandelte Vollblut durch Zentrifugation aufgetrennt. Bei der Behandlung der Gonarthrose sollte möglichst PRP mit wenig weißen Blutkörperchen verwendet werden.

Was sagt die Wissenschaft dazu?

In der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) von 2018 wurde PRP aufgrund der geringen Anzahl gut durchgeführter Studien noch nicht abschließend bewertet. Neuere Metaanalysen haben jedoch gezeigt, dass PRP bei Anwendung über ein Jahr im Vergleich zu Hyaluronsäure bei gleicher Sicherheit, gemessen am WOMAC-Score, wirksamer ist. Dies gilt jedoch nicht, wenn hochmolekulare und quervernetzte HA verwendet werden, da in diesem Fall kein signifikanter Unterschied zwischen PRP und dieser Art von HA gefunden wurde.

Können Hyaluronsäure und PRP bei Arthrose kombiniert werden?

Das Konzept der Kombination von PRP und Hyaluronsäure scheint vielversprechend zu sein. Neuere Metaanalysen und systematische Reviews aus dem Jahr 2021, die sowohl randomisierte als auch nicht-randomisierte Studien umfassen, zeigen, dass die Kombination von PRP und Hyaluronsäure wirksamer zu sein scheint als die alleinige Anwendung von Hyaluronsäure. Es gibt jedoch keine eindeutigen Hinweise darauf, dass die Kombination von PRP und Hyaluronsäure der alleinigen Anwendung von PRP überlegen ist. Daher stellt sich die Frage, ob eine Therapie mit beiden Verfahren sinnvoll ist, wenn sie der alleinigen Anwendung von PRP nicht überlegen ist. Für eine endgültige Antwort ist es jedoch noch zu früh.

Ziel der funktionellen Nachbehandlung ist die Wiederherstellung der bestmöglichen Funktionsfähigkeit des Bewegungsapparates. Dabei wird stets der individuelle Gesundheitszustand des Patienten nach einer Verletzung oder Erkrankung berücksichtigt. Die physiotherapeutischen Behandlungskonzepte werden gemeinsam mit dem Patienten erarbeitet und individuell für ihn erstellt, damit die Rückkehr in Beruf und Sport optimal gelingt.